Zensur ist aktiviert und los gehts

Die Idee zu dem Beitrag stammt von Sovely – danke dir nochmal fürs Aufwerfen der Frage. Einige Wochen ist es nun her und es hat bei mir im Kopf zwar gerattert, doch möglich war es mir bisher nicht, meine Gedanken dazu auf Papier zu bringen. (Hier nochmal der ursprüngliche Post von MurmelMeister)

Wie kommen Blogger zu ihren Beiträgen? Das ist eine berechtigte Frage, die ich für mich beantworten kann. Am kreativsten bei der Ideenfindung bin ich tatsächlich in der Bewegung – sobald ich meine Laufschuhe anziehe, gute Musik aktiviere und nur mit mir und meinen Gedanken unterwegs bin, schmiede ich an meinem Content Plan. Die zweite Säule ist bei mir, ganz klassisch – das Leben – uns allen widerfährt das Leben und zwar Tag ein und Tag aus. Schöne, neutrale und beschissene Situationen, die uns weiterentwickeln. Das Schreiben ist dabei mein Ventil um zu verarbeiten.

Und hier möchte ich nun einhaken – vom Gedanken eines möglichen Beitrages bis hin zum fertigen Blogpost-Ergebnis – wie komme ich dort hin?

Zu Beginn lege ich mir eine Struktur zurecht (meinen roten Faden), um den Leseflow so einfach wie möglich zu gestalten, sodass der Leser nicht verwirrt abbricht und den Post mit mehr Fragezeichen beendet als zu Beginn.

Danach passiert etwas, das ich mit einem Plug-In vergleichen würde. Unsichtbar, kaum spürbar, still und heimlich ist sie aktiviert, die Zensur. 

Ja, es ist korrekt, ich schreibe über meine Gedanken und verarbeite meine Erlebnisse, aber die Sprache, die ich verwende und die Ansichten, die ich teile, sind authentisch und entsprechen auch der Wahrheit. Doch bin ich auch der Meinung, dass wir alle eine Meinung zu kritischeren Themen haben, bei denen wir gelernt haben, dass wir auf der sicheren Seite sind, wenn wir den Mund verschließen und es zu heikel wäre, unsere Meinung dazu zu teilen.

Da kommen dann so Gedanken auf, wie: „Nur nicht dazu äußern, das könnte Draußen widersprüchlich gesehen werden oder du wirst gar dafür angefeindet.“ Und ja, das würde ich unterschreiben: Eine Meinung zu haben, die nicht der, der breiten Masse entspricht und sie zu verteidigen – komme, was wolle – ist ein hartes Unterfangen. Ich habe davor nie darüber nachgedacht, doch bin ich der Meinung, dass auch meine Zensur im Hintergrund lief und Themen, die vielleicht widersprüchlich in der Gesellschaft gesehen werden, mir gar nicht erst in den Sinn kamen.

Wir haben ja in vielen Situationen gelernt, sie auch in der Öffentlichkeit, im Büro oder mit Freunden nicht anzuschneiden, viel zu hoch ist das Risiko, anzuecken oder sich gar zu streiten. Mein Rückschluss ist, dass wir diese Themen in die hinterste Ecken unseres Gehirns verbannt haben und lieber auf leicht verdauliche Themen zugreifen, bei denen es keinen Gegenwind gibt.

Vielleicht ist es aber auch so, dass wir im Privaten, beim Teilen unserer persönlichen Gedanken, uns lieber für Themen entscheiden, die derzeit präsent in unserem Leben sind. Aktiv habe ich mich nie gegen ein Thema entschieden, da es immer Themen gab, die sich aus meinem alltäglichen Leben herauskristallisiert hatten.

Es soll uns allen frei stehen, unsere persönliche Meinung zu äußern und gerade in Zeiten der Pandemie, in der es scheinbar nur mehr „Schwarz“ oder „Weiß“ gibt, wird es immer wichtiger, einzustehen woran wir glauben. Leute vorschnell zu verurteilen und nicht mehr zuzuhören, ist der falsche Weg. Lernen wir unsere eingebaute Zensur zu deaktivieren.

Foto Credit: Pixabay/NickyPe

Alles Liebe, eure Rox

18 Kommentare

  1. Ein interessanter Beitrag Rox,
    ich habe leider gelernt, mich der radikalisierten Leserschaft gar nicht erst zu zumuten.
    Nachdem ich von „Gläubigen“, Rechten und sogar wildgewordenen Landwirten angegangen wurde, bis zu handfesten Drohungen und einem Zettel im Briefkasten (wer bitte schreibt denn heute noch Droh“briefe“mit der Hand?).
    Seitdem konzentriere ich mich aus „gesundheitlichen Gründen“ auf das eigentliche Thema meines Blogs: Menschen, deren Eigenarten und Reflektons-Vojeurismus.
    Also JA, ich zensiere bewusst, indem ich Glaube, Fremdenhass und große Missstände nicht behandle. 😞

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    • Lieber Isso, danke für das Teilen deiner Gedanken dazu. Sehr spannend über deine Erfahrungen zu lesen und trotz allem schockiert es mich auch. Oft frage ich mich, wie engstirnig, ernst und verbohrt manche Menschen durchs Leben laufen…
      Der handgeschriebene Drohbrief ist in der Tat wohl eher eine Seltenheit 😉 Du kannst dich also glücklich schätzen.

      Sich bewusst für die Zensur zu entscheiden, um sein Seelenheil zu schützen, versteh ich und kann ich nachvollziehen. Schade, dass es so weit kommen muss. Alles Liebe!

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      • Tja, letztlich sind die wenigen verbohrten die laute gefühlte Mehrheit und man „zieht die Gardine vors Fenster“.
        Aber genau dann ist es Zeit das Richtige zu tun. Und zwar das zu schreiben, was gut tut. Und sich hinter den Kulissen zu engagieren. Dann kann man viel mehr bewegen, indem man aufklärt, hilft und dafür sorgt, dass diejenigen, mit denen man noch diskutieren kann gar nicht erst soweit abdriften. Ist Mist, aber isso

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  2. Liebe Rox, ich mag Deine ehrlichen Worte und die Beschreibung des „Plug Ins“ sehr.

    „Leute vorschnell zu verurteilen und nicht mehr zuzuhören, ist der falsche Weg. Lernen wir unsere eingebaute Zensur zu deaktivieren.“

    Ganz generell: zum Glück leben wir in einer Demokratie, und wir sollten offen für andere Meinungen und Begründungen sein. Natürlich ist es schwer, wenn es nicht der eigenen Auffassung entspricht, dennoch ist es wichtig sich „auseinander zu setzen“ und nicht nur einer Wahrheit zu ergeben.

    Liebe Rox, wenn ich darf würde ich sehr gern Deinen Beitrag bei mir rebloggen und ins Englische übersetzen, was denkst Du?
    Herzlichst, Sovely

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  3. Liebe Rox, auf deinen Beitrag bin ich über Sovely gestoßen und ich stimme dir im Grunde zu. Wenn man nicht gerade von vornherein auf Krawall gebürstet ist, schreibt man (ich zumindest) ja auch, um einerseits Menschen zu erreichen, andererseits sollte eine gute Abwägung erfolgen, was man der Welt kundtut.
    Meinen Kindern habe ich beigebracht: „Schreibe in Chats (vor allem mit dir unbekannten Personen) nur das, was du einer Zufallsbekanntschaft an der Bushaltestelle erzählen würdest.“ Selbstzensur? Vielleicht, aber wollen wir Durchschnittsblogger denn so in der Öffentlichkeit stehen wie die bekannteren Influencer, mit allen persönlichen Vor-, aber auch Nachteilen, die das mit sich bringt? Daran erinnert mich die Antwort von Patrick so ein bisschen, denn das finde ich schon krass, was ihm passiert ist.
    Ich selbst habe letztens einen Blogger blockiert, der, ich sag mal, starke Schlagseite nach rechts hatte, mehr war noch nicht notwendig.
    Also sehe ich es mitunter auch als einen Akt der Selbstfürsorge an, nicht alles zu schreiben, was ich denke.
    Ich hoffe, du kommst mit diesen etwas wirren Montagvormittaggedanken zurecht, und danke für den Denkanstoß!
    Viele Grüße, Anja/Annuschka

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    • Liebe Annuschka, ich finde deine Gedanken ganz und gar nicht wirr 😉 und freue mich sehr, ein Thema aufgegriffen zu haben, das zum Austausch einlädt!

      Ich finde das Wort „Selbstfürsorge“ in diesem Zusammenhang sehr relevant und muss dir da auch zustimmen. Oft möchte man keine Konflikte, keinen Krawall und oft auch einfach nicht anecken. Ich habe für mich gelernt, dass es meiner Seele besser geht, wenn ich mich nicht dauernd mit Menschen auseinandersetzen muss, die ohnehin kein offenes Ohr für andere Meinungen oder Weltbilder haben.

      Zum Thema Kinder: ich selbst hab noch keine, aber kann mir vorstellen, dass es eine enorme Aufgabe ist, ihnen mitzugeben eine eigene Meinung zu haben, dazu zu stehen aber dies im Sinne der Selbstfürsorge auch immer mal wieder abzuwägen. Da finde ich deinen Ratschlag mit der Bekanntschaft an der Bushaltestelle einen ganz einen guten, den muss ich mir merken 😃

      Ich stelle mir auch die Frage, warum ich blogge, ich denke mein oberstes Ziel ist es nicht, wachzurütteln, zu polarisieren und auf Missstände hinzuweisen, ich versuche mein Leben zu verarbeiten und suche den Austausch mit anderen. Aber das ist bestimmt für jeden anders.

      Ich wünsche dir alles Liebe, Rox

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      • Liebe Rox, das geht mir ebenso wie dir mit der Motivation.
        „Fun fact“ am Rande: Ich stelle häufig fest, dass die Menschen, die selbst ein sehr fest gefügtes und unverrückbares Weltbild haben, bei anderen die mangelnde Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit selbigem beklagen… Und dann steige ich spätestens aus: Wenn mein Gegenüber nicht willens ist, meiner Sichtweise denselben Respekt entgegenzubringen, den er von mir aber ganz selbstverständlich erwartet. Über vieles andere kann man gerne diskutieren.
        Einen schönen Tag für dich.

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      • Liebe Annuschka, oh ja so ist es, als würde nur ihr Weltbild korrekt sein und Empathie und Verständnis für andere nicht notwendig sein. Leider habe auch ich solche Menschen kennengelernt, man lernt sich aber schneller abzuwenden bzw sie zu identifizieren 😉
        Alles Liebe und schönen Abend noch

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  4. Vielen, vielen Dank, liebe Rox. Du sprichst mir aus der Seele.

    Mir fällt auch auf, dass Menschen oftmals so sehr auf ihre eigene (und selbstredend legitime) Meinung beharren und fixiert sind, dass sie mitunter gar nicht mehr erkennen, dass ihr Gegenüber eigentlich für dieselben Dinge kämpft. Da werden Feindschaften imaginiert, anstatt etwas Konstruktives aus Diskussionen mitzunehmen – sofern es denn überhaupt zum Dialog kommt. Dabei bin ich überzeugt davon, dass die Lösung so gut wie immer im offenen Diskurs liegt. Und in einer gewissen Akzeptanz für die Grauwerte in einer zunehmend schwarzweißen Welt.
    Deshalb ist es wichtig, sich auszusprechen. Je länger man sich anschweigt, desto schwieriger wird es, ein Gespräch zu beginnen.

    In diesem Sinne: Noch einmal danke für deine Worte. 😀

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    • Ich danke dir für deine Worte und dein Feedback 🙏

      Ich glaube große Egos stehen vielen Menschen im Weg. Oftmals geht es lediglich darum, Recht zu behalten und zu „gewinnen“.

      Dein letzter Satz gefällt mir und muss dir hier zustimmen: die Fronten werden nämlich dann immer verhärteter und ein Miteinander, also ein ernsthafter Dialog, der auch Zuhören erfordert, wird immer unwahrscheinlicher.
      Alles Liebe, Rox

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