Ich bin dann mal … offline (oder so)

Voller Tatendrang packe ich am Mittwoch im Büro meine Tasche, schon mit den Gedanken beim verlängerten Wochenende. Ich habe zwei Tage mehr Zeit als gewohnt, davon erhoffe ich mir: Wochenende hoch 2 – sprich doppelte Entspannung. Ich schwanke zwischen vollbepacktem Kalender, immerhin möchte man ja was erleben, und gähnender Leere, was mir endlich Zeit für Spontanität verschaffen würde. Immerhin habe ich auch noch eine leere Leinwand rumstehen, die nur darauf wartet, meine Kreativität kennenzulernen.

Im Auto wird die neue CD eingelegt, mit neuen Songs & Geschichten fahren sich die 70 Minuten normalerweise in gefühlten 50 Minuten. Doch diesmal ist es anders, kurz vorm Feiertag bin ich natürlich nicht die einzige Person, die die Natur und das Landleben sucht. Das bedeutet im Klartext, dass ich knappe 120 Minuten im Auto hocke und ich innerlich schon mit dem Kopf an die Hupe knalle und wild aus dem Autofenster brülle. So habe ich mich zumindest  in diesem Moment im tiefsten Innersten gefühlt.

Zu Hause angekommen, wird das Smartphone zur Hand genommen und ein kurzer Blick auf die ungelesenen What’s App Nachrichten lässt Stress aufkommen. Die Pflicht ruft, Fragen beantworten, Termine ausmachen und Status zu verschiedenen Dingen absenden. Doch will ich das? Möchte ich das jetzt tun? Immerhin verbringen wir wahrscheinlich täglich viel zu viel Zeit mit dem Beantworten von Nachrichten anstatt zu telefonieren, zu lachen oder einfach nur Zeit mit unseren Lieben zu verbringen.

Wie wäre es das Handy auf Flugmodus zu schalten und dies 24h lang auszuhalten? Wäre es ein kalter Entzug? Würde ich zu zittern beginnen und mir der Speichel aus dem Mund laufen? 😉 Zu neugierig ist man auf zukünftige Nachrichten, die kommen könnten, auf Facebook Posts, die man verpassen könnte und Instagram Bilder, über die man natürlich auch mitreden möchte. Doch ist es das? Unser Leben? Sich ständig anzusehen, was andere erleben, Neid verspüren oder sich gar unter Druck gesetzt zu fühlen, nicht am selben Tag zu antworten?

Ich deaktiviere die mobilen Daten bei meinem Handy (ja ich weiß, für Flugmodus reicht meine Verrücktheit nicht) – möchte mir selbst etwas beweisen und am nächsten Morgen eine Wanderung auf meinen Hausberg antreten. Das Smartphone soll weiterhin offline sein und keine ach so dringenden Nachrichten empfangen. Vielleicht lernen die Leute dann auch mal wieder anzurufen oder SMS zu senden. Da ich gerne fotografiere, fällt es mir leider zu schwer, ganz ohne Kamera, das Haus zu verlassen, so muss die Digitalkamera herhalten, die ich in den Rucksack packe.

Ich erklimme den Berg, lasse die Stille auf mich wirken und dort angekommen, setze ich mich in die kleine Kapelle. Es ist Samstag, 10 Uhr 30 und ich bin alleine. Ich öffne das Gästebuch und mir stechen die wunderschönen Zeichnungen und Zitate, der ein und derselben Frau ins Auge. In regelmäßigen Abständen findet sie ihren Weg auf den Berg und teilt mit den Wanderern ihre Weisheiten und Kunst. Vielleicht ist es das – das moderne Facebook? Leute kommentieren mit Sternchen ihre Einträge und sie wiederum bedankt sich und antwortet, wenn sie das nächste Mal das Buch in den Händen hält. Ich bin erstaunt und zugleich inspiriert von der Konstanz und Kreativität dieser Person. Und irgendwie erblicke ich dieses eine Zitat, das wie die Faust aufs Auge auf meine gegenwärtige Situation passt:

„Nichts besitzen, keine Menschen, keine Dinge. Und auch nicht besessen werden. Von den Dingen, von den Menschen, sondern Menschen nur begegnen, ihnen Bruder, Schwester, Freund, Gefährte sein, ihnen zugetan, ja sie zu lieben, aber nicht besitzen.“ (Hanna Miriam Cavin)

Und schon versuche ich mir folgende Fragen zu beantworten:

  • Besitzt mich Facebook?
  • Bin ich von What’s App besessen?
  • Kontrolliere ich Personen in meinem Umfeld?
  • Gebe ich ohne im Gegenzug etwas dafür zu verlangen?

Versucht diese Fragen für euch zu beantworten, ich bin ehrlich gesagt auch noch nicht ganz durch 🙂

Ich habe durch diese spontane Wanderung gelernt, dass es so viel Schönes gibt, wenn wir uns nur nach Draußen begeben, auf uns hören und uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Eventuell bin ich beim nächsten Mal auch so mutig, dass das Smartphone – mein treuer Begleiter – 24h lang im Flugmodus verweilt und ich mich auch noch daran erfreue – man darf ja noch hoffen 🙂

Eure Roxy

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