Bist du die richtige Person?

„Leider nein, es gibt passendere Profile als Ihres.“ Diese Aussage ist zwar stark reduziert von meiner Seite, aber der Kern bleibt derselbe. 

Ich frage mich, wem mein Profil gefallen soll? Dem Recruiter? Dem Abteilungsleiter? Dem CEO? 

Was genau soll gefallen? Das Layout? Der Inhalt und die Schreibweise? Die Firmen, die im Lebenslauf angeführt sind? Das Foto? Das Alter? Das Geschlecht? Die Liste ließe sich mit Sicherheit noch um einiges ergänzen.

Wieder am Jobmarkt zu sein, ist schwer und je länger man fern war, umso beschwerlicher wird sie die Umstellung. Zu Beginn gibt es einen sehr wichtigen Schalter, den du lernen musst, zu aktivieren: die Selbstvermarktung und – Darstellung. Dazu fällt mir ein Wort ein, das aktuell in aller Munde ist: „Authentizität“ und ich frage mich, was daran wirklich authentisch ist? Du hast zumeist nicht länger als 60 Minuten, um in den bestmöglichen Worten deinem Gegenüber mitzuteilen, dass du ein absoluter Überflieger bist und sie schlichtweg verrückt wären, dich nicht zu nehmen. Einmal ins Stottern geraten, das falsche Wort gesagt oder vielleicht einfach bei der Wahrheit geblieben? Man kann sich nie 100% sicher sein, wie dies im Nachhinein bewertet wird. 

Nach dem Gespräch beginnt sie die Warterei: 7 Tage, 14 Tage oder du erhältst nie eine Entscheidung. Ist die Rückmeldung positiv, gehts auf in die nächste Runde und dann vergiss nicht, den Schalter wieder umzulegen, Selbstvermarktung an und sei auf keinen Fall zu ehrlich.

Erhältst du eine E-Mail mit einer negativen Rückmeldung, wird dir meistens von Leuten in deinem näheren Umfeld geraten, es nicht zu persönlich zu nehmen und es „einfach“ ad acta zu legen. Das funktioniert in manchen Fällen, aber wenn es eine Position in einer Firma betrifft, die du wirklich gerne angetreten hättest, dann ist es nicht mehr so einfach dem Rat zu folgen. Und wenn du eine bestimmte Anzahl an Absagen erhalten hast, dann ist das gedankliche Archivieren auch nicht mehr möglich, ohne in eine negative Gedankenspirale zu geraten, die deinen Selbstwert betrifft.

Kurz zusammengefasst, geht es also in Bewerbungsprozessen um das ständige Bewerten deiner Person. Es beginnt damit, dass du großen Wert auf die Aufmachung deiner Unterlagen legst, im weiteren Verlauf rückst du dich ins rechte Licht, präsentierst dich am Silbertablet und überlegst dir, was du im Gespräch wie rüberbringen kannst, um einen maximalen Impact zu hinterlassen. Der Wettbewerb ist groß und der potentielle Arbeitgeber hat die Qual der Wahl. Am Ende wird bewertet und rasch entschieden, ob dein Profil passt oder nicht.

Doch die Arbeitswelt hat sich verändert und ich habe in den letzten Wochen auch sehr viel Positives erlebt. Es gibt Firmen, die sich sympathisch und menschlich präsentieren, eine wertschätzende Gesprächsbasis schaffen und für potentielle Mitarbeiter ansprechende Pakete schnüren. Anreize, die weit übers Gehalt hinausgehen, werden geschaffen. Diese neue Denke ist notwendig, denn die Wahl nach einem neuen Arbeitgeber ist viel bewusster geworden. Es zählt mitunter wie nachhaltig die Firma agiert, wie es ums Firmenklima und die Work-Life Balance bestellt ist, wie flexibel gearbeitet werden kann und ob Freizeitaktivitäten geboten werden.

Ich kann jedem, der aktuell Job sucht oder es vorhat, nur dazu raten, sich die Zeit zu nehmen, sich im Klaren über folgendes zu werden:

  • Welches Umfeld brauchst du, um aufblühen und wachsen zu können?
  • Im Hinblick auf deine neue Wunsch-Position: Was sind Tätigkeiten, die dir leicht von der Hand gehen und die dir Spaß bereiten?
  • Wo hast du an dir Stärken festgestellt, die du bei anderen eher vermisst?
  • Was möchtest du zukünftig anders machen?

Die perfekte Herangehensweise für Vorstellungsgespräche ist für mich: zu wissen, was man will, aber auch, welches Umfeld man unbedingt vermeiden möchte, selbstbewusst aufzutreten, ohne arrogant zu wirken und in jedem Fall authentisch zu bleiben. Es ist niemandem damit geholfen, wenn du eine Zusage aufgrund von falschen Aussagen oder Lügen erhältst.

Wenn es dann klappt, kannst du dich aufs neue Kapitel und die neue Chance in einer Firma freuen, die auch du sorgfältig gewählt hast.

Bild: Pixabay/qimono

Alles Liebe.

Eure Rox.

11 Kommentare

  1. Hallo Rox,
    einfach ad acta legen kann man doch gar nicht, wenn man sich richtig reingehängt hat, eine gute Bewerbung zu schreiben, irgendwo hingefahren und sich präsentiert hat. Dann hat man schon so viel Zeit investiert! Ich drück dir aber die Daumen – und gut, dass positive Erfahrungen dabei sind!
    Liebe Grüße, Tala

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  2. Hej Rox,
    da könnt ich jetzt seitenweise meinen Senf dazu geben. Also versuche ich mich kurz zu fassen.
    Ich finde, den richtigen Job zeichnen 3 Fakten aus:
    1. stimmen die Anforderungen um längerfristig interessant und nicht frustrierend zu sein
    2. passt das menschliche hinsichtlich Team und Boss
    3. ist die Bezahlung wertschätzend gegenüber der Leistung

    Hoffe, dein neuer Weg erfüllt alles, was du dir erwartest.
    Und gratuliere möchte ich nicht dir, sondern dem Unternehmen, für das DU DICH entschieden hast!

    Alles Liebe
    Ingrid

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    • Liebe Ingrid 😄 oh ja, das glaub ich dir, dass du darüber viel erzählen kannst, vielleicht bequatschen wir das mal bei einem Treffen in Wien 😉
      Es waren letztendlich viele Gespräche, aber am Ende war es offensichtlich, dass der beste Fit für mich, jenes Unternehmen ist, bei denen ich mich am wohlsten fühlte und wo auch das Aufgabengebiet am attraktivsten klang!

      Danke für deine Glückwünsche und ich wünsch dir auch alles Liebe, Rox

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  3. Liebe Rox, ich kenne das auch und wünsche Dir von Herzen viel Kraft und die richtige Wahl.

    Ich erinnere mich gut daran, auch ich hatte mal einen Bewerbungsmarathon. Ich habe damals regelrecht Spaß daran entwickelt und bin extrem gestärkt daraus hervorgegangen.

    Ich fand es spannend, nicht nur mich selbst zu präsentieren, aber auch in weniger Zeit in fremde Firmen einzutauchen und kennenzulernen.

    Nicht nur man selbst bewirbt sich, auch der potentielle Arbeitgeber bewirbt sich bei einem!

    Herzlichst, Sovely

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