Voller Spannung klebte ich förmlich am Fernseher fest. Die Serie hatte mich definitiv in ihren Bann gezogen und süchtig gemacht. Mein Herz raste, wollte ich doch sofort wissen, wie es weiter ging. Und dann – mein Puls war so hoch wie meine Erwartung, als der Abspann folgte und die Folge zu Ende war. Nun hieß es 4 Wochen warten. In meinem Kopf gestaltete ich mir meine persönliche Fortsetzung, die ich mir für die Serie erhoffte.

So wie mir ist es euch sicherlich auch schon öfters ergangen – diese unliebsamen Cliffhanger, sie sollen unser Interesse gewinnen, uns zum Weiterschauen animieren und selbstverständlich als treue ZuschauerInnen halten. Jeder hat sie, die Serien und gewisse HauptdarstellerInnen, die einen umhauen, mit denen man sich mal mehr, mehr weniger identifiziert. Oft sind es Leben, in die wir gerne für eine Stunde eintauchen aber auch jene, von denen wir froh sind, dass es nicht unsere sind. Die Folge ist vorbei und wir sind froh, dass wir in unserer Haut stecken.

Doch wie sieht es mit unserem Leben aus? Würde es verfilmt werden, welches Genre wäre es? Wie viele Staffeln und Folgen könnten wir abdrehen? Würden wir genau die Hauptrolle spielen, der wie umgekehrt in einer anderen Serie auch gerne zusehen würden? Die wahre Hauptrolle, die wir spielen, tja sie ist eher abgelenkt und wohl ein wenig passiv unterwegs. Was wir an HauptdarstellerInnen bewundern, trauen wir uns oftmals im echten Leben selbst nicht zu. Einfacher ist es für uns, fremde Leben zu beobachten, während das eigene nebenbei dahinplätschert. So navigieren wir uns jeden Tag durch Netflix und inhalieren eine Serie nach der anderen. Versteht mich nicht falsch, auch ich verfalle regelmäßig Serien, die ich in Rekordzeit fertigschaue. Doch wir sollten achtsamer mit unserer Zeit umgehen und überlegen, ob die Zeit nicht sinnvoller angelegt ist, sie aktiv in unser Leben zu stecken.

Auch mit dem Cliffhanger ist es so eine Sache, während wir beim Schauen der Serie ganz genau wissen, dass er uns gerade bevorsteht und wir im besten Fall nur wenige Sekunden warten müssen, bis die nächste Folge startet, wissen wir im echten Leben nicht, dass wir ihn aktuell durchleben. Er überwältigt uns in den meisten Fällen, kommt ungefragt über uns und hilft im besten Fall Dinge zu ordnen. Doch wenn es um unser eigenes Leben geht, lassen wir die Wahrscheinlichkeit eines Cliffhangers selten zu. Wir schreiben schon heute das Drehbuch von morgen, nächstem Monat und dem folgenden Jahr. Genau, ziemlich vermessen, dass wir denken, nur wir könnten die Handlung bestimmen. So wie wir denken, dass es geschehen wird, wird es eintreffen und selbstverständlich zum genauen Zeitpunkt, den wir uns erhoffen.

Was ich damit aussagen möchte? Dass die viel schöneren Cliffhanger, all jene sind, die in unserem Leben passieren und es zum Positiven verändern. Und zwar dann, wenn wir nicht damit rechnen – genau dann, wenn wir es nicht erwarten, schenkt uns das Leben ein Lächeln und lässt uns sprachlos zurück. Nur dass das Warten dieses Mal freudiger Natur ist.

Ich bin gespannt, welch positiven Cliffhanger auf euch warten.

Alles Liebe, eure Rox.