Nein, ich bin eigentlich nicht schizophren höre ich selbst zu mir sagen. So richtig überzeugt fühle ich mich jedoch nicht. Bin ich mir da wirklich ganz sicher? Es gibt Tage, an denen ich mich selbst kritisiere, hart mit mir ins Gericht gehe, Perfektionismus erwarte und keine noch so kleine Schwäche akzeptiere oder gar toleriere. Warum lernen andere immer meinen Helfer und Diplomaten kenne, während ich im Umgang mit dir selbst, des Öfteren nur den Kritiker kennenlerne? Ist es, um sicherzustellen, dass alles in geregelten Bahnen verläuft?
Wir sind eben alle wie wir sind. Oft denken wir nicht viel darüber nach, welche Stärken uns ausmachen und was wir eventuell besser beherrschen als unsere Mitmenschen. Viel zu oft möchten wir sein wie jemand anders und unsere lästigen Schwächen ablegen. Warum fällt es mir beispielsweise so schwer, mich zu orientieren? Andere schaffen es im Handumdrehen, warum bereitet es mir solche Mühen? Das ist nur eine meiner Schwächen, die mich schon des Öfteren verzweifeln hat lassen. Nicht nur, dass man von vornherein Puffer mit einberechnet, wenn man neue Routen befährt, man macht sich auch jedes Mal wieder Vorwürfe: „Trotz Navi hast du es wieder nicht hinbekommen.“ „Das kann doch nicht so schwer sein, du bist wirklich dumm.“ Man beginnt an sich zu zweifeln… Du möchtest etwas erzwingen, dass dir viel schwerer fällt, als anderen Menschen. Du möchtest dich verbiegen und verändern. Stattdessen hab ich begonnen diese Schwäche zu akzeptieren. Ich bereite mich eben besser vor als andere Menschen. Ich bin dann öfter zu früh an verabredeten Orten und habe dort mehr Zeit mich zu akklimatisieren 😉 Ich versuche es mit einem Augenzwinkern hinzunehmen, das macht mich aus und ich verurteile mich dafür nicht mehr. Viel zu oft sind wir zu hart zu uns. Hätte mir jemand, der mir nahe steht, von dieser Schwäche erzählt, hätte ich versucht die Person aufzumuntern und ihr vor Augen gehalten, was sie stattdessen alles gut kann und ihr diese eine Sache eben nicht so liege. Mit mir selbst gehe ich nur oft nicht so wertschätzend um.
Der Kritiker in mir ist oft unzufrieden, auch, weil er in letzter Zeit eher ruhig gestellt wird. In letzter Zeit hat er nicht mehr viel zu melden. Mitunter versteht er nicht, warum mit ihm nicht mehr gesprochen wird. Plötzlich wird er nicht mehr ernst genommen und nicht mehr angehört. Schon längst hat er mich verteufelt und mich wohl schon versucht zu verhexen.
Mein Diplomat und ich, wir leben schon lange zusammen, wir sind sozusagen Lebenspartner. Ich sehe auf ihn auf und verdanke ihm viel in meinem Leben. Doch gerade in den letzten Monaten habe ich ihn oft um mehr Freiraum gebeten, ich wollte alleine sein, auch mal meine Wut in die Welt hinausschreien oder Personen in meinem Leben mal ganz undiplomatisch sagen, dass sie bleiben können, wo der Pfeffer wächst. Doch so richtig trennen, werden wir uns nie, wir werden immer verbunden sein und er beeinflusst mein Leben enorm – und zwar auf positive Weise.
Mein Helfer und ich, wir schwingen gut miteinander. Ich hab aber auch das Gespräch mit ihm gesucht, er solle doch ab und an auch mal mir helfen und nicht immer nur anderen Menschen, die mich brauchen oder bei denen ich mir einbilde, sie bräuchten meine Unterstützung. Vom „Nein“ sagen haben wir auch gesprochen und anfangs hat er es kaum verstanden, was ich ihm damit nahelegen wollte. Doch nach einiger Zeit und nach etlichen Beispielen hat es wohl Klick gemacht und er meinte, er würde sich das mal „ansehen“. Ich für meinen Teil, versuche mit positiven Gefühlen an ihn zu denken. Die letzten Monate, aber auch Jahre habe ich ihn verurteilt – ich habe ihn innerlich schwach geschimpft und nicht wirklich auf ihn aufgesehen, noch habe ich etwas Positives an ihm finden können, außer, dass man benützt wurde und auf kurz oder lang ins Burnout schlitterte. Das Helfer-Gen ist ein unglaublich schönes Geschenk – man muss nur lernen, es zu dosieren, richtig damit umgehen und auf sich selbst achten. Es macht sich bei vielen Menschen erstmal selbstständig, die meisten können es nicht kontrollieren, mich eingeschlossen. Wie wenn du in einem Porsche sitzt, der in Sekundenschnelle mit dir im Schlepptau davon rast, innerhalb weniger Sekunden weißt du weder wo du bist, noch wo es hingeht, du bist gefangen, kannst nicht mehr aussteigen und lässt es einfach mal geschehen.
Mir gehts gut, ich akzeptiere sie alle und da gibt es noch viele „Alter-Egos“, die mich wohl auch ab und an besuchen, doch mein Kritiker, der Diplomat und mein Helfer das sind jene, die ein eingeschweißtes Team bilden und für mich in ihrer Einheit zusammengehören. Nur ab und zu, muss ich ihnen einfach mal mitteilen, wer bei uns die Hosen anhat 😉
Bis bald. Eure Rox.
Foto Credit: Einfach-Eve / pixabay