Aufgabe oder doch lieber Moment?

Wenn ich die Beobachterbrille aufsetze und wachsamer durchs Leben schreite, den Fokus von mir wegschwenke und ich auf das Treiben meiner Umgebung achte, dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Es ist mehr als offensichtlich und es anzusehen schmerzt förmlich. Auch, wenn es wie eine Verallgemeinerung klingt, möchte ich es der Einfachheit halber zusammenfassen, doch gibt es mit Sicherheit Ausnahmen. Der Mensch im Jahre 2023 hat verlernt zu sein und den Moment zu genießen. Er ist es gewohnt, zu tun, zu organisieren, Checklisten abzuhaken, sich ständig zu optimieren und Tag ein Tag aus irrelevante Inhalte blind zu konsumieren, anstatt sich mit sich selbst zu beschäftigen.

Geht es mir anders? Selbstverständlich schließe ich mich nicht aus, bin ich doch auch viel zu oft gefangen im Hamsterrad. Doch seit ich begonnen habe, einzelne Momente mehr zu genießen, mein Leben wo immer es geht zu entschleunigen und meine To-Do Listen flexibler zu halten, werde ich wachsamer. Vergleichen kann man das Gefühl wahrscheinlich mit einem Traum, der, wenn man noch in ihm gefangen ist, ein unschönes Gefühl hervorruft. Sobald man ihm jedoch entfliehen konnte, ist man erleichtert und heilfroh aufgewacht zu sein. In diesen Momenten fühle ich mich befreit, ich darf sein wer ich bin ohne, dass ich etwas muss.

Wenn wir rund 30.000 Tage auf der Erde haben – ausgehend von einem Durchschnittsalter von 80 Jahren – dann wird es relativ schnell offensichtlich, dass jeder einzelne davon zählt. Unsere Perspektive sollte auf das Hier und Jetzt gerichtet sein, und wie wir es gestalten. Denn die Zukunft ist auch wieder nur ein Tag, den wir allgemein gesprochen eher vernachlässigen. Viel zu oft geht es um die Vergangenheit (vergangene Momente) oder um die Planung der Zukunft (vor uns liegende Momente).

So gesehen könnte man überspitzt formuliert sagen, dass das Leben vieler Menschen eher einer Aneinanderreihung von Aufgaben gleicht. Stellt euch vor wie es wäre, wenn wir To-Dos jeder dieser 30.000 Tage gesammelt hätten. Diese Liste wäre wahrscheinlich hunderte Kilometer lang. Doch ist es das, worauf wir am Ende unseres Lebens zurückschauen möchten? Wohl eher nicht, wenn wir uns jetzt kurz Zeit nehmen, um innezuhalten und an schöne Momente der letzten Jahrzehnte zu denken, welche Momente fallen uns ein? Diese Erinnerungen rufen positive Gefühle in uns hervor. Meistens fühlen sich diese Stunden und Tage auch jetzt noch sehr lebendig an. Oft kann man sich noch genau an das Gefühl erinnern, das man hatte. Es ist fast möglich den Moment mit allen Sinnen noch einmal in Gedanken voll auszukosten.

Gibt es jetzt ein Geheimrezept?

Leider kenn ich keines und es ist auch nichts, was sich einfach umsetzen lässt. Es bedeutet Übung und dranbleiben. Unser Gehirn macht uns hier nämlich schnell einen Strich durch die Rechnung, prasseln doch pro Tag über 6.000 Gedanken auf uns ein, ein Großteil davon ist von der negativen Sorte. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir in gewisser Weise gegen unsere Natur ankämpfen sollten. Denn im Endeffekt geht es darum, das Gehirn öfter am Tag „auszuschalten“ und unsere Gedanken zum Schweigen zu bringen. Hier ein paar Beispiele, was mir aktuell dabei hilft meinen ruhelosen Kopf zu beruhigen:

  • Musik und tanzen: Neue Musik? Dabei vergesse ich Raum und Zeit.
  • Laufen und die Natur: Ich muss jedoch dazu sagen, dass ich gerade zu Beginn eines Laufs merke, wie die Gedanken auf mich einprasseln, es bedarf dann auch meiner Aufmerksamkeit aus diesem Kreislauf auszubrechen. Dann konzentriere ich mich auf den Rhythmus meine Schritte, den Duft des Waldes, das Zwitschern der Vögel und den Geruch der Bäume. Schritt für Schritt kommt man dann in eine meditative Haltung.
  • Zeit mit Freunden & Familie: Sich auszutauschen, gemeinsam eine schöne Zeit verbringen, das gibt mir ein Gefühl, dass ich einen Pause-Knopf betätigt habe und lässt mich das Hier und Jetzt genießen ohne an das Später oder an Morgen zu denken.

    Die Liste ließe sich sicher noch weiterführen, aber die Aktivitäten, die dabei helfen, sind ohnehin sehr individuell.
    Wie geht’s euch damit? Habt ihr Beispiele, die ihr teilen könnt, die euch dabei helfen?

Alles Liebe, eure Rox

Foto Credit: Pixabay/Darkmoon_Art

Ein Kommentar

Hinterlasse eine Antwort zu finbarsgift Antwort abbrechen

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..