Es scheint als wäre es zum Volkssport Nummer 1 geworden – wir lechzen nach Geheimrezepten, um unabhängig, reich, sportlich, selbstbewusst und zur besten Version unserer Selbst zu werden.
Mir stellen sich mittlerweile meine Nackenhaare auf, wenn ich Schlüsselbegriffe lese, die in diese Kerbe schlagen. Selbstoptimierung ist das neue Ziel, das wir erreichen MÜSSEN – zumindest wird es meist so propagiert. Gibst du dich mit dem zufrieden, was du hast und strebst nicht nach künstlichem Perfektionismus, bist du einfältig, inkonsequent und schlicht weg viel zu schwach. Sei protzig, sei aggressiv, auffällig und zeig der Welt, wer du bist – schrei es hinaus, selbst, wenn es niemand hören will und du es dir tief im Inneren auch nicht glaubst.
Bei all diesem Optimierungswahn vermisse ich die Authentizität – ich vermisse Menschen, die ehrlich sind und im Kontakt mit ihren Emotionen und Bedürfnissen sind. Mir ist eine Person sympathischer, die mir erzählt, sie komme mit all den äußeren, aber auch inneren Erwartungen schwer klar, versuche aber Schritt für Schritt so zu leben, dass sie selbst noch ihr Spiegelbild betrachten kann. Es gibt Tage, an denen sie stolz auf sich ist, sie hat Sport betrieben und sich großteils gesund ernährt, aber es gibt auch Tage, an denen sie weit entfernt davon ist, ausgeglichen zu sein und sich mit einer Pizza zu Hause verkriecht.
Nun stelle ich mir also die Frage, was es ist, dass die Menschen lechzen lässt nach diesen Geheimrezepten?
- Superlative sind seit längerem in – Alles muss schneller, neuer, besser, stärker und öfter geschehen. Es ist in – ich möchte auch mitreden können und Teil des Optimum sein. Menschen wollen nichts verpassen und möchten dazu gehören.
- Ein Geheimrezept hört sich einfach an – jemand gibt mir eine Bauanleitung für ein bestimmtes Resultat. Da der Mensch (viel mehr sein Gehirn) von Natur aus bequem ist, klingt das verlockend und einfach.
- Menschen sind neugierig und viele noch dazu wissbegierig – es könnte doch etwas sein, das mir ernsthaft Spaß bringt und mir zu einem besseren Leben verhilft, warum also nicht versuchen?
Damit möchte ich keineswegs aussagen, dass ich noch nie Bücher, Workshops oder Seminare besucht habe, die mir Tipps für ein besseres Leben versprochen hatten. Auch ich bin ständig auf der Reise zu einer optimierteren Version von mir.
Doch was bedeutet verbessert für mich?
- Ich lebe ein Leben, das für mich passt und sich richtig anfühlt. Ich reduziere Vergleiche mit anderen, da sie mich nur unglücklich machen.
- Mein Selbstwert hängt weder von anderen Personen, noch primär von äußeren Faktoren ab. Ich kümmere mich gut um mich selbst und versuche den Draht zu mir nicht zu verlieren.
- Ich sitze am Steuer, das durch mein Leben navigiert. Auch wenn es noch so stürmisch wird und verlockend ist, den verantwortungsvollen Job abzugeben und ein passiver Passagier zu werden, gebe ich das Steuer nicht ab.
Das bedeutet auch, dass ich versuche meinem Autopiloten auf die Schliche zu kommen – anstatt blind durchs Leben zu taumeln, zu denken und zu tun, was ich immer schon getan habe. Ich versuche mir vieles bewusst zu machen und auch Denkweisen und Handlungen zu hinterfragen.
Wie geht es euch mit dem Optimierungswahn der heutigen Zeit und steuert ihr dagegen?
Bis bald, eure Rox
Foto Credit: Pixabay/Einladung_zum_Essen
liebe rox,
deine frage: was bedeutet verbessert für mich? finde ich sehr interessant.
häufig meint es wohl „überwindung eines anderen zustandes“ bzw.
„erreichen eines neuen zustandes“. etwas anfangen oder anders machen
oder sein lassen.
optimierungswahn gibt es ja schon sehr lange.
ein bisschen ist es ja jedes jahr zu neujahr auch so, oder?
es kann sehr helfen, etwas abzulegen oder anders zu machen. manchmal
ist es wichtig etwas anzuerkennen wie es ist, ohne es zu ändern. sondern
es „(da) sein zu lassen“.
lg m.
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Danke für deine Gedanken, vor allem damit tu ich mir meistens schwer: Unterscheiden zu können: wann ändern, wann ablegen und wann einfach sein lassen 😄 Ich nehme diese Fähigkeit als Lernprozess wahr, da ich auch merke, je älter ich werde, desto eher weiß ich was ich will. Alles Liebe dir!
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liebe rox,
das ist ja auch manchmal nicht so leicht einzuordnen und zu bestimmen.
meine meinung:
wenn etwas nicht abgelegt oder verändert werden kann, ist das entweder ein „zeichen/beleg“ dafür, dass man entweder noch nicht die „richtige methode“ gefunden hat oder dass es „unweigerlich zu einem gehört“, also angenommen werden will.
manche veränderung braucht aber auch mehrere anläufe und verschiedene perspektiven.
ja, die zeit hilft, und die erfahrung und das wissen darum, was man will und einem wichtig ist.
eine gute woche dir, liebe grüße, m.
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