Kaum jemand hat den Traum selbst fliegen zu können, noch nicht gehabt. Erst letztens hab ich mir die Frage gestellt, wie es sich anfühlen musste, frei wie ein Vogel einfach nur zu fliegen. Ohne ein bestimmtes Ziel, ohne etwas haben zu wollen, einfach nur zu sein und vollste Konzentration und Energie in die Aktivität des Fliegens zu legen.
Ein Vogel fliegt in etwa 500-600 km am Tag. Das ist kaum vorstellbar für uns Menschen, plagen wir uns schon mit den 10.000 Schritten, die wir pro Tag zurücklegen sollten. Mehr Spaß macht es uns meistens unsere Lüste zu stillen und die Zeit mit Dingen zu verbringen, von denen wir eigentlich wissen, dass sie uns langfristig gesehen, schaden und wir die Zeit besser nutzen könnten. Aber wenns ums Wollen geht, da sind wir hochaktiv und plötzlich hellwach. Und wehe wir bekommen nicht, was wir uns wünschen und unbedingt haben möchten. Dann verfluchen wir die Welt, verstehen sie nicht mehr und beginnen zu schmollen. Wir sind dann am besten Weg uns langsam aber sicher von ihr zu entfremden.
Wenn wir jetzt noch einmal an einen durchschnittlichen Vogel denken, dann lebt er um zu fliegen. Es ist diese eine Aktivität, die ihm Frieden und Freiheit verschafft. Nichts daran wird in Frage gestellt. Die Sachlage ist klar: Er ist ein Vogel und deswegen fliegt er. Was das Leben der Menschen schwieriger gestaltet, ist, dass wir über ein komplexes Gehirn verfügen, das andauernd mit einer Tätigkeit beschäftigt ist, und zwar dem Denken. Es läuft auf Hochtouren und selbst in der Nacht ist es hellwach. Untertags dann, da wird an viel Negatives gedacht, sich selbst in Frage gestellt oder gar kritisiert und die Vergangenheit in einer Endlosschleife durchgekaut und die Zukunft bereits vollständig durchgeplant. Wenn wir also bei dem Vergleich mit dem Vogel bleiben, dann ist unsere Flugtätigkeit das Denken. Während die Vögel aber ihre 600 km am Tag zurücklegen, sind wir in unseren eigenen Denkmustern verstrickt. Statt mit einem freien Kopf um die Welt zu fliegen, denken wir im Kreis und kommen nicht weiter als gestern.
Wir hemmen uns mit den ständigen Gedanken und unser Gehirn weiß, dass wir schwach sind und hat die Zügel längst in die Hand genommen. Wer es schafft, öfter am Tag wirklich bewusst im Hier und Jetzt zu sein, dem ist es dann auch gelungen, die Herrschaft über die Gedanken zu erlangen. Doch wenn wir wirklich ehrlich sind, dann ist das eher die Ausnahme. Denn viel zu oft „fliegen“ wir völlig im Autopiloten während alle Lichter rot blinken, und uns befehlen zum Anhalten. Doch wir fliegen einfach weiter, immer wieder ziehen wir die selben Kreise, bis wir irgendwann erschöpft zu Boden stürzen. Wenn wir stattdessen lernten, unsere Gehirne zu kontrollieren, dann würde das veraltete, negative Programm in ein positives, friedvolles umgeschrieben werden. Dann ist es uns gelungen, auf unsere eigene Art zu fliegen. Wir sind frei, frei von all den Zwängen, Erwartungen, Wünschen und all den Gedanken, die uns mit einem schlechten Gefühl zurücklassen. Alles was bleibt, ist Stille im Kopf und auch im Herzen.
Alles Liebe, eure Rox
Foto Credit: Pixabay/Atlantios
