Ihr habt ihn doch bestimmt auch schon oft gehört – den Satz „Wer weiß wofür es gut ist“. Meine Gefühle zu diesem Ausspruch waren immer sehr ambivalent. Einerseits wusste ich so rein theoretisch, dass eine bestimmte Situation im Nachhinein bestimmt Sinn ergeben würde, doch in dem Moment selbst, wurde ich oft sehr wütend, wenn ich ihn hörte, da der Satz mir gleichzeitig die Gelegenheit nahm, meinen aktuellen Gefühlen freien Lauf zuzugestehen.
Mittlerweile habe ich mich dem Satz etwas mehr angefreundet und es gibt in meinem Leben eine Menge Beispiele, von Situationen, die mich wachgerüttelt hatten oder Einflüsse von Außen, die dabei behilflich waren mein Leben auf sinnvolle Weise zu ordnen. Damit möchte ich jetzt aber keineswegs ausdrücken, dass ich blauäugig alles, was passiert mit einem Lächeln und Wohlwollen annehme. Ich denke, es ist wichtig, die Gefühle, die aufkommen ernst zu nehmen und auch zuzulassen. Trotz alledem ist es aber möglich, nach den starken Emotionen, mit Hilfe des eingangs erwähnten Satzes auf das jeweilige Erlebnis zu schauen und versuchen unseren Blickwinkel auf ein bestimmtes Thema zu ändern.
Auch ich bin im letzten Jahr in die Falle getappt – ich war zu vertieft in Detailpläne, die Nase steckte tief im Umsetzungsplan, sodass ich den Blick für die Schönheit des Lebens verlor. Ich lebte unentwegt in der Zukunft und dachte nur mehr and die nächsten Schritte, die geschehen mussten, um mein Ziel zu erreichen. Ich war getrieben, ich war ungeduldig und am Ende des Tages unglücklich.
Und dann passiert es – du kannst dir nie genau sicher sein, welcher Zeitpunkt für dich gewählt wird, aber das Leben beschließt dir den Stinkefinger zu zeigen. Die Grenze wird gezogen, du hast eine Lektion, die auf dich wartet – ohne dass du sie löst, wird es für dich auf diesem Weg nicht weiter gehen. Und nun kann man natürlich nicht pauschal sagen, welche Lektion, wann in deiner Warteschlange steht, das ist natürlich auch von Mensch zu Mensch verschieden. Aber ich kann euch von meiner letzten „Prüfung“ erzählen. Um ehrlich zu sein, stecke ich noch immer mittendrin, aber der heilende Prozess hat bereits begonnen. Der Titel meiner jetzigen Lektion lautet: „Wie lerne ich loszulassen und aufs Leben zu vertrauen?“
Wie hab ich von meiner Lektion erfahren? Natürlich wird sie dir subtil überbracht. Es flattert kein Brief ins Haus, der dich darauf vorbereitet und es gibt auch am Ende der Lektion keine Auflösung, sodass du dir im Grunde nie sicher sein kannst, wann du sie zufriedenstellend gelöst hast, sodass sie verschwindet.
Gar so subtil war es bei mir nicht, da mich der Druck, den ich mir machte und die Verbissenheit, die in mir wohnte, mich nicht mehr ruhig schlafen ließen. Mein Körper und meine Seele haben versucht mit mir zu kommunizieren und lange habe ich es nicht verstanden und sehr unempathisch darauf reagiert.
Das heißt, der erste Abschnitt deiner Lektion ist, sie zu erkennen und auch zu verstehen wie ihr Name lautet. Dann bist du schon einen sehr großen Schritt weiter, aber dann beginnt erst der arbeitsintensive Prozess, das Beschäftigen mit dir selbst und das Anpassen deines Handeln oder deiner Gedanken – der Fokus hängt natürlich stark von deiner persönlichen Lektion ab. Zu Beginn wollte ich auch nichts von der Prüfung wissen. Ich wollte eine rasche Lösung oder jemanden von Außen, der mir sagen konnte, was das Problem war und mir rasch zu einer Lösung verhalf. Weit weg war für mich der Gedanke, dass ich selbst das Problem heraufbeschworen hatte.
Und woher weiß man nun, wann sie vorübergezogen ist? Und wieder keine zufriedenstellende Antwort 😉 Das hängt von deiner Situation ab. In meinem Fall kann ich mit Sicherheit sagen, dass es nicht meine erste Lektion und bestimmt auch nicht meine letzte war. Erst wenn mir das Loslassen von meinen selbst geschmiedeten Plänen gelingt und das muss ich auch ernst meinen, dann bin ich auf dem richtigen Weg die Lektion abzuschließen. Was kann man nun tun um sich einer Lösung zu nähern? Ich habe mich zuallererst viel mit dem „Warum“ beschäftigt und danach versucht meine Perspektive zu wechseln. Stelle dir dabei aktiv folgende Fragen:
- Warum macht mir das Leben jetzt in diesem Moment einen Strich durch meine Rechnung?
- Wie geht es mir im Inneren? Bin ich glücklich oder versuche ich nur mein Glück im Außen und in der Zukunft zu finden?
- Wovor laufe ich davon bzw. was möchte ich kontrollieren?
- Vertraue ich im tiefsten Inneren dem Leben oder lebe ich nur ängstlich von Tag zu Tag?
- Spüre ich mich selbst im Alltag?
Meistens ergründet die Antwort auf die erste Frage schon den tieferen Sinn der Situation. Der Wille nach Kontrolle und der Mangel an Vertrauen ins Leben ist bei mir bestimmt schon zuvor vorhanden gewesen, aufgetaucht ist die Lektion aber erst, als es für Körper und Seele untragbar wurde.
Ich möchte den Beitrag gerne mit einem Zitat beenden:
„Mit den Planungen ist es wie mit der Saat, ist der Boden nicht bereitet, kann nichts aufgehen.“ Peter E. Schumacher
Alles Liebe und viel Erfolg bei euren kommenden Prüfungen.
Rox
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